Konzept

In zwei Familiengruppen werden jeweils höchstens 20 Kinder von zwei Kindergartenpädagoginnen ganztägig (7-17h) betreut. Pro Gruppe werden ca. 8 Kinder unter drei Jahren aufgenommen, um eine gute Altersverteilung zu gewährleisten.

Die Räume sind unterteilt in verschiedene Funktionsbereiche, so gibt es Bereiche für Rollenspiele, für Konstruktionsspiele, Platz zum Klettern und Schaukeln, zum Malen und Basteln usw. Flexible Möbel und Raumteiler ermöglichen es den Kindern, den Raum nach ihren momentanen Bedürfnissen zu gestalten. Im restlichen Gruppenraum wird Wert gelegt auf freie Bodenfläche, damit die Kinder nach Bedarf auch am Boden spielen können.

In beiden Gruppen wird auf den Einsatz von nicht geschlechtsspezifischem Spiel- und Lernmaterial geachtet.

Tagesablauf

7:00 – 9:30h: Sammelgruppe
8:30 - 9:30h: gleitende Jausenzeit
9:30 – 10:00h: Gemeinsames Begrüßen der Kinder im Kreis, gemeinsame Tagesplanung
10:00 – 11:30h: offene Betreuungsform
Freies Spiel in den einzelnen Beschäftigungsbereichen
pädagogische Impulse in Kleingruppen
Ausflüge
11:30 – 12:30h: Mittagessen, getrennt in den Gruppen
12:30 – 14:00h: Ruhezeit, ruhige Beschäftigung bzw. Schlafen der jüngeren Kinder
14:00 – 16:00h: offene Betreuungsform
Freies Spiel
pädagogische Impulse in Kleingruppen
Ausflüge in Parks
16:00 – 17:00h: Sammelgruppe

Erziehungspartnerschaft

Es wird großer Wert auf eine gute Zusammenarbeit mit den Eltern gelegt. Das Ziel liegt im Austausch von Informationen, Meinungen und Ideen unter den Familien, sowie zwischen den Familien und uns. Der Kindergarten soll auch für Eltern ein Ort sein, an dem sie andere Familien kennen lernen und sich mit ihnen austauschen können.

Essenszubereitung

Im Kindergarten wird von einer Köchin selbst gekocht. Es wird geachtet auf gesunde kindgerechte Küche aus frisch zubereiteten Speisen. Mahlzeiten werden zur Kommunikation und zur Förderung der Selbständigkeit genützt.

Kosten

Für Zusatzangebote und Verpflegung wird monatlich ein Betrag von 185 Euro eingehoben. Familien mit geringem Einkommen können dafür beim Magistrat um Förderung ansuchen.
Bei der Anmeldung wird eine einmalige Einschreibgebühr in der Höhe von 95 Euro verrechnet.

Pädagogisches Konzept

Wir gehen davon aus, dass es die Aufgabe und Verantwortung von Erwachsenen ist, Kinder in ihrem Heranwachsen zu begleiten und zu unterstützen. Wir sind der Überzeugung, dass Kinder den Erwachsenen ebenbürtige Individuen sind, die Anspruch haben auf die Berücksichtigung ihrer Rechte. In unserer pädagogischen Arbeit bemühen wir uns daher um die Umsetzung der von der UN-Kinderrechtskonvention festgelegten Rechte von Kindern.

Kinder sind gleich (und verschieden)

Kein Kind darf aufgrund seines Geschlechts, seiner Hautfarbe, seiner Herkunft oder einer Behinderung von einer Gemeinschaft ausgeschlossen werden.

In unserem Kindergarten zeigen wir Interesse an und Respekt vor unserer individuellen Verschiedenartigkeit. Nicht die Unterschiede zwischen Gruppen (Mädchen – Buben, fremdsprachige – deutschsprachige Kinder, große Kinder – kleine Kinder etc.), sondern zwischen den einzelnen Individuen werden betont. Jedes Kind soll hier so angenommen werden, wie es ist und seinen Platz in der Gemeinschaft bekommen. Die Pädagoginnen bemühen sich um eine geschlechtssensible Sprache, sowie um antirassistisches und geschlechtsneutrales Spielmaterial.

Wir erachten Religion als wichtigen, aber privaten Teil im Leben der von uns betreuten Kinder und ihrer Familien. Als nicht-konfessioneller Kindergarten, dem die Vermittlung der Gleichwertigkeit aller Menschen und damit auch aller Religionen ein Anliegen ist, sehen wir es nicht als unsere Aufgabe, religiöse Bildungsinhalte mit den Kindern zu erarbeiten. Wir verzichten daher auf das Feiern religiös konnotierter Feste der österreichischen Mehrheitskultur wie Nikolaus, Weihnachten oder Ostern. Stattdessen üben wir uns mit den Kindern im Philosophieren und Diskutieren über die Welt und ihre vielen großen und kleinen Wunder. Außerdem freuen wir uns über das Gemeinschaftsgefühl, das beim ausgiebigen Feiern von Geburtstagen, Fasching und bei Jahreszeitenfesten entsteht.

Kinder haben eine Meinung, die gehört werden muss
Kinder wissen sehr genau, was sie wollen und was nicht. Sie sollen bei Entscheidungen mit eingebunden werden, Regeln und Verbote müssen erklärt und verständlich gemacht werden.

Es ist uns wichtig, dass die Kinder schon sehr früh ein Gefühl dafür kriegen, dass sie die Welt mitgestalten können. Das fördern wir auf sehr unterschiedlichen Ebenen. Wir geben den Kindern so oft wie möglich Wahlmöglichkeiten, sie suchen z.B. selbst aus, was und mit wem sie spielen wollen. Auch bei der Raumgestaltung haben die Kinder ein Mitspracherecht. So gibt es bei uns keine Einheitsbasteleien, die Kinder dürfen selbst entscheiden, ob und wo sie Geschaffenes aufhängen wollen.

Kinder sind neugierig und haben ein Recht auf Entwicklung
Kinder haben ein Recht auf Bildung und auf Förderung ihrer Fähigkeiten und Interessen.

Im Kindergartenalter lernen Kinder unglaublich schnell und viel. Wir sehen unsere Aufgabe als Pädagoginnen darin, den Kindern neue Erfahrungen zu ermöglichen und zu beobachten, wo die momentanen Interessen der Kinder liegen, um diese weiter zu fördern. Dies betrifft sowohl die kognitive, sprachliche, sozial-emotionale wie die motorische Entwicklung.

Wir begreifen Bewegung als menschlichen Zugang zur Welt, durch Bewegung setzen sich Kinder mit ihrer Umwelt auseinander. Die Möglichkeit dazu bildet eine Grundvoraussetzung für eine entwicklungsförderliche Betreuung von Kindern. Daher liegt ein Schwerpunkt unserer Arbeit in der motorischen Förderung der Kinder. Wir besuchen regelmäßig Kinderspielplätze, machen Ausflüge in die Natur und springen, tanzen und klettern auch im Kindergarten so oft wie möglich.

Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit liegt in der Erweiterung der kindlichen Sprachkompetenz. Eine Chancengleichheit zwischen Kindern mit und ohne deutsche Erstsprache im Bildungssystem ist unter anderem nur möglich, wenn die Kinder beim Schuleintritt die deutsche Sprache möglichst sicher beherrschen. Wir sehen unsere Aufgabe darin, die Kinder in ihrem Spracherwerb zu begleiten und zu fördern. Dabei zeigen wir einerseits eine wertschätzende Haltung gegenüber der Erstsprache und schaffen andererseits ein Klima, in dem der Zweitsprachenerwerb für alle Kinder als spannend und verbindend erlebt werden kann.

Kinder haben eine Privatsphäre und Würde, die geachtet werden muss
Kinder, die erfahren, dass ihre Meinung wahrgenommen und ihre Grenzen respektiert werden, sind besser dazu in der Lage, sich gegen Übergriffe zu schützen und in schwierigen Situationen Hilfe zu suchen. Es ist uns ein großes Anliegen, den Kindern zu vermitteln, dass sie über sich und ihren Körper selbst bestimmen dürfen. So wird z.B. niemand gezwungen, etwas zu essen, was ihm oder ihr nicht schmeckt, auch bei Kreisspielen ermuntern wir die Kinder, mitzumachen, zwingen sie aber nicht. Wenn eine Pädagogin einem Kind Unrecht getan hat, darf das Kind dafür auch eine Entschuldigung erwarten.

In unserem Kindergarten hat jedes Kind eine selbst gestaltete Schatzkiste, in der es Zeichnungen, Basteleien, kleine Schätze wie Kastanien oder Geschenke von Freunden und Freundinnen aufbewahren kann. Die Pädagoginnen öffnen diese Schatzkiste nur mit dem Einverständnis des Kindes!

Kinder sind unschlagbar
Seit über dreißig Jahren gibt es in Österreich ein Gesetz, das physische und psychische Gewalt gegen Kinder auch als Erziehungsmaßnahme verbietet. ExpertInnen sind sich einig, dass körperliche Strafen, Erniedrigungen und Beleidigungen die Entwicklung eines Kindes schädigen und in der Erziehung daher keinen Platz haben dürfen.

Wir bieten Eltern Beratungsgespräche sowie Informationsmaterial und Kontaktadressen, wohin sie sich wenden können, wenn es in ihrem Alltag Situationen gibt, in denen sie sich ohne Klaps, Watsche oder andere Gewaltanwendungen nicht mehr zu helfen wissen.

In der Kindergruppe erarbeiten und üben wir mit den Kindern außerdem gewaltfreie Konfliktlösungsstrategien und legen Wert auf respektvollen Umgang miteinander. Die Förderung der sozial-emotionalen Kompetenzen der Kinder erkennen wir als wesentlichen Teil der Gewaltprävention.

Unser pädagogisches Grundkonzept ist getragen von Respekt vor und Interesse an der Lebenswelt von Kindern. Unser ideologischer Hintergrund wird zusammengefasst im von Hartmut von Hentig verfassten „Sokratischen Eid“ für Erzieherinnen und Erzieher:

Als Lehrer/in und Erzieher/in verpflichte ich mich,
- die Eigenheiten eines jeden Kindes zu achten und gegen jedermann zu verteidigen;
- für seine körperliche und seelische Unversehrtheit einzustehen;
- auf seine Regung zu achten, ihm zuzuhören, es ernst zu nehmen;
- zu allem, was ich seiner Person antue, seine Zustimmung zu suchen, wie ich es bei einem Erwachsenen täte;
- das Gesetz seiner Entwicklung, soweit es erkennbar ist, zum Guten auszulegen und dem Kind zu ermöglichen, dieses Gesetz anzunehmen;
- seine Anlagen herauszufordern und zu fördern;
- seine Schwächen zu schützen, ihm bei der Überwindung von Angst und Schuld, Bosheit und Lüge, Zweifel und Misstrauen, Wehleidigkeit und Selbstsucht beizustehen, wo es das braucht;
- seinen Willen nicht zu brechen - auch nicht, wo er unsinnig erscheint; ihm vielmehr dabei zu helfen, seinen Willen in die Herrschaft seiner Vernunft zu nehmen;
- es also den mündigen Verstandsgebrauch zu lehren und die Kunst der Verständigung und des Verstehens;
es bereit zu machen, Verantwortung in der Gemeinschaft zu übernehmen und für diese;
- es auf die Welt einzulassen, wie sie ist, ohne es der Welt zu unterwerfen, wie sie ist;
- es erfahren zu lassen, was und wie das gemeinte gute Leben ist;
- ihm eine Vision von der besseren Welt zu geben und Zuversicht, dass sie erreichbar ist;
- es Wahrhaftigkeit zu lehren, nicht die Wahrheit, denn "die ist bei Gott allein".

Damit verpflichte ich mich,
- so gut ich kann, selbst vorzuleben, wie man mit den Schwierigkeiten, den Anfechtungen und Chancen unserer Welt und mit den eigenen immer begrenzten Gaben, mit der eigenen immer gegebenen Schuld zurechtzukommen;
- nach meinen Kräften dafür zu sorgen, dass die kommende Generation eine Welt vorfindet, in der es sich zu leben lohnt und in der die ererbten Lasten und Schwierigkeiten nicht deren Ideen, Hoffnungen und Kräfte erdrücken;
- meine Überzeugungen und Taten öffentlich zu begründen, mich der Kritik -insbesondere der Betroffenen und Sachkundigen- auszusetzen, meine Urteile gewissenhaft zu prüfen;
- mich dann jedoch allen Personen und Verhältnissen zu widersetzen -dem Druck der öffentlichen Meinung, dem Verbandsinteresse, der Dienstvorschrift, wenn sie meine hier bekundeten Vorsätze behindert.
(H.v. Hentig, 2003. Die Schule neu denken. Eine Übung in pädagogischer Vernunft. Erweiterte Neuausgabe. Weinheim u.a.. S. 258f.)